Räuberei bei Bienen ist ein Problem, speziell zum Ende jedes Bienenjahres. Werden die Trachtangebote dünner und rückt der Winter näher, so macht sich bei den Bienen eine gewisse Hektik und Torschlusspanik breit. Viele erfahrene Flugbienen treffen auf ein bisweilen sehr dünnes Blütenangebot und sind sehr empfänglich für noch so kleine Gelegenheiten, Honig direkt zu bekommen. Beute zu machen.
Räuberei auslösen
Räuberei kann auf unterschiedliche Weise ausgelöst werden. Ein sehr wesentlicher Punkt ist die Erreichbarkeit von offenem und stark duftendem Futter. Ideal ist Honig. Wenn also eine Standdurchsicht mit vielen Völkern in der Hitze der Mittags- oder Nachmittagssonne bei vollem Flugbetrieb durchgeführt wird. Wenn dann sogar eine Honigernte per Besen erfolgt, dann ist Räuberei so gut wie vorprogrammiert.
Auch Wachsverarbeitung oder die Honigschleuderei bzw. das Honigabfüllen in unverschlossenen Räumen, offenen Unterständen oder komplett unter freiem Himmel in der Mittagszeit provoziert Räuberei.
Räuberei vorbeugen
Zur Vermeidung von Räuberei bieten sich die frühen Morgenstunden um das Zeitfenster des Sonnenaufgangs als idealer Zeitpunkt für die Arbeit an den Bienen an. Hier ist noch kein oder nur sehr wenig Flugbetrieb, die Beuten lassen sich zudem komplett verschließen. Vollständig geschlossene Fluglöcher verursachen bei den Eingesperrten Bienen wegen der niedrigen Sonne und kühlen Morgentemperatur kaum Irritation. Zudem sind die Flugbienen daheim und kehren nicht nach und nach suchend zur Beute zurück.
Wachsverarbeitung und Honigarbeiten lassen sich in die Nacht oder in vollkommen geschlossene Räume legen. Es ist übrigens ein Irrtum, dass ein Auto vor Räuberei schützt. Eine Honigernte in einen sicher geglaubten Kofferraum ist schon öfter in einer wilden Räuberei geendet.
Bei der Futtergabe soll Zuckerwasser oder offener Honig (alles natürlich stets nur in der Beute angeboten) am wenigsten geeignet sein für eine Räubereimeidende Fütterung. Besser geeignet sein sollen Futterteig oder Sirup. Unbedingt vermieden werden sollte in jedem Fall, dass bei der Auffütterung gekleckert wird. Speziell durch den Gitterboden oder von den Zarten tropfende Futterbestandteile können schnell ein ungewollter Wegweiser für Räuber sein.
Räuberei erkennen
Die Räuberei an einem Bienenvolk ist durch verschiedene Indizien zu erkennen.
- Hektischer Flugbetrieb, der sehr viel schneller als der klassischer Flug von zurückkehrenden Bienen ist deutet auf Räuberei hin. Räuber haben es eilig, wollen schnell rein in die Beute und raus mit der Beute
- Z-Flug mit raschen scharfen Richtungsänderungen vor dem Flugloch. Dieses Flugmuster ohne Landung deutet ebenfalls auf Räuberei hin. Hier werden die Wachen ausgespäht und ein geeigneter Moment und Ort zur Landung und für das Eindringen in die fremde Beute gesucht
- Rascher Aufflug bei Anheben des Deckels. Ggf. bekannt ist das Entweichen von Drohnen aus dem Honigraum nach längerer Eingesperrtheit(!) Ebenso fliegen Räuber aus einer eben geöffneten beute auf – sie sind erwischt worden und suchen schnell das Weite. Indiz für Räuberei
- Ein recht sicheres Zeichen für Räuberei bei Bienen ist ein honigverklebtes Flugloch. Wachsreste um das Flugloch, auf dem Flugbrett und an der Beute erhöhen die Gewissheit einer aktiven Räuberei.
- Kämpfende Bienen am Flugloch sind im Herbst ein recht häufiges Bild. Hier werden Volksfremde Bienen oder Wespen am Eindringen gehindert. So lange diese Verteidigung funktioniert, ist die Situation unter Kontrolle.
Ein zu enges Flugloch schadet im Spätsommer und Herbst so gut wie nie. Ein zu groß gelassenes Flugloch riskiert mitunter das ganze Bienenvolk oder gar den kompletten Stand.
Eine konstruktive Lösung speziell zur Vermeidung von Wespenräuberei ist so konstruiert, dass einen „Schnorchel“ auf das Flugloch gesetzt wird. Direkt bei/über dem Flugloch ist einen feines Gitter, welches Duft-durchlässig für Wespen und Bienen jedoch unpassierbar ist. Die Bienen lernen die Umlegung ihres Einganges während die Wespen auf dem Gitter direkt dem Honigduft nachstreben und den umgelegten Eingang nicht finden. Ein weiterer Vorteil dieser Umlenkung soll sein, dass Eindringlinge von den Wächterbienen im Zuweg noch abgefangen werden können, da sie auch bei Auffinden des Einganges nicht direkt im Bienenvolk sind.
Räuberei beenden
Das Mittel erster Wahl ist die Fluglocheinengung. Es muss dem Bienenvolk die Möglichkeit einer eigenen Abwehr gegeben werden. Steht das Flugloch ohne Fluglochkeil oder mit komplett geöffnetem Keil, so ist dieser zumindest auf die engste Stufe zu drehen. Wenn auf Nummer sicher gegangen werden soll, so bietet sich eine radikale Einengung des Flugloches auf nur etwa eine Bienenbreite an. Zeitung oder auch Schaumstoff bieten sich hierzu an. Natürlich muss darauf geachtet werden, dass bei einer Räuberei durch Wespen eine Zeitung nur sehr vorübergehend Schutz bietet.
Ist der Abend nah und die Räuberei so weit fortgeschritten, dass die Fluglochwachen hoffnungslos überrannt sind, so wird das Volk komplett verschlossen und an einen anderen Stand verbraucht. Hier öffnet man ein Minimalflugloch von einer Bienenbreite. Speziell am Anfang der Imkerei lohnt sich gewiss bei einem Ereigniss wie der Räuberei die sehr zeitnahe Absprache mit Vereinskollegen oder natürlich mit dem Imkerpaten, so vorhanden.
Schönen Dank für die guten Tipps bei Räuberei – habe eben einen beenden können. Liebe Grüße von Hans Sondermeier
Danke für die erfreuliche Rückmeldung und Gratulation zur Eindämmung 🙂
Imkergruß vom
Bienenhirte
bei mir haben frischr brennesselbündel vor dem flugloch sehr gut geholfen!
mache es nun nach jeder Fütterung der Ableger
Brennessel einfach vor dem Flugloch legen oder wie
Wieso Brennessel?!
Mein Name ist Efler Wolfgang. Wohne in Österreich in Welgersdorf 133 im südlichen Burgenland. Habe momentan 9 Völker auf 3 Bienenstände verteilt. Bei mir zu Hause habe ich 4 Völker, bei denen die Räuberei ausgebrochen ist. Habe das in den 15Jähren, in denen ich Imker bin, noch nie erlebt. Habe nach Anweisungen das Flugloch bei allen 4 Völker auf 2 Bieneneingänge verschlossen (ca´2cm breit). Die Reaktion darauf: Die meisten Bienen sitzen vor, unterhalb oder über und rechts und links vom Flugloch. Eine riesige Bienentraube auf allen 4 Völkern. Nach 2 Tagen habe ich 2 Völker mühsamst auf einen 4km entfernten Stand umgesiedelt. Dort sind auch 3 Völker. Die Agression der Bienen ist enorm. Kann fast nicht aus dem Haus gehen, ohne von Bienen angegriffen zu werden. Was mache ich nun mit den beiden Völkern die bei mir geblieben sind und dene die ich übersiedelt habe??? Weiters, was mache ich mit dem Stand, wo die 2 umgesiedelten Völker sind???
Setze große Erwartung auf Sie. Kenne in meiner Nähe niemanden den ich fragen könnte.
Setze große Erwartungen auf Ihre Antwort. Herzliche Grüße Wolfgang Efler
Servus nach Österreich Herr Wolfgang Efler,
danke für die Anfrage und das Vertrauen – Sie haben mehr imkerliche Praxiserfahrung als ich…
Ist das Räubervolk klar identifizierbar gewesen? Die beraubten Völker ALLEIN hätte ich evakuiert – den Räuber am Standort belassen. Eine Bienentraube ist nach meiner Kenntnis weniger typisch für eine Räuberei. Verdrecktes Flugloch (mit wachs), zackig fliegende Bienen mit hoher Flügelschlagfrequenz, hastig auffliegende Bienen beim öffnen der Beute – welche Indizien waren erfüllt?
Sie bekommen das in den Griff!
Imkergruß vom Bienenhirte
David Reymann